FOSSGIS2012 - 0.29 05.04.2012

FOSSGIS 2012
Konferenz für freie und Open Source-Software im GIS-Bereich und für freie Geodaten

Referenten
Gerhard Genuit
Programm
Tag Dienstag - 2012-03-20
Raum Hörsaal 04/113
Beginn 15:30
Dauer 00:30
Info
ID 404
Veranstaltungstyp Vortrag
Track Vorträge (GIS)
Sprache der Veranstaltung deutsch

Das Anlagen- und Indirekteinleiterkataster (AUIK) der Stadt Bielefeld

Im Anlagen- und Indirekteinleiterkataster (AUIK) der Stadt Bielefeld werden standortbezogene Daten zu Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und Indirekteinleitern erfasst. Durch die objektorientierte Struktur läßt es sich leicht für andere Informationen, die über einen Standort (Straße/Hausnummer) und einen Betreiber definiert sind, einsetzen. Die Datenhaltung findet in einer PostgreSQL/PostGIS Datenbank statt. Über eine Schnittstelle kann QGIS, ausgehend von einem Standort, mit einem lokal gespeicherten Projekt geöffnet werden. Dabei wird einem modifizierten zoom-to-point PlugIn der Rechts- und Hochwert dieses Standortes übergeben, so dass man einfach zu diesem Standort navigieren kann. Umgekehrt ist es möglich, Rechts- und Hochwerte aus der Karte abzugreifen und in Datensätze einzutragen. Durch die gemeinsame Datenhaltung mit geografischen Daten können Sachdaten mit diesen verschnitten werden. Darüber hinaus können automatisch Einträge in Datensätze aufgrund ihrer räumlichen Zugehörigkeit zu beispielsweise Entwässerungsgebieten, Wasserschutzgebieten etc. generiert werden.

Bei dem Anlagen- und Indirekteinleiterkataster (AUIK) handelt es sich um eine Eigenprogrammierung der Stadt Bielefeld die mittlerweile von der Intevation GmbH in Osnabrück unterstützt wird. Hier wird auch der Code, der seit April diesen Jahres unter der GNU General Public License steht, gehostet. Die Anfänge der Programmierung gehen auf die frühen 90er Jahre zurück. Seit 2005 laufen die Frontends unter Java. Als Backend kommt nach DB2 und Informix mittlerweile eine PostgreSQL/PostGIS Datenbank zum Einsatz.

Erfasst werden in der Datenbank alle wesentlichen Informationen zu Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (VAwS) und Firmen, die produktionsspezifisches Abwasser in die öffentliche Kanalisation einleiten (Indirekteinleiter). An verschiedenen Stellen wie z. B. wiederkehrende Sachverständigenprüfungen werden automatisch Wiedervorlagelisten erzeugt. Probenahmen nach Entwässerungssatzung werden in dem System vom Autrag über den automatischen Import der Analyseergebnisse bis zur Generierung des Gebührenbescheides bearbeitet. Des Weiteren sind in dem System die Messwerte der Klärschlammanalytik und von Sielhautuntersuchungen im Kanalnetz enthalten. Die Entwicklung der Schadstoffgehalte wird in Diagrammen graphisch aufbereitet, wodurch ein umfassendes Bild über die Gesamtsituation, regionale Unterschiede und deren potentielle Verursacher entsteht.

Da in dem Kataster Objekte erfasst werden, die mindestens einen Standort, einen Betreiber und eine Objektart haben, lässt es sich durch ergänzen eines Eintrages in der Objektart-Tabelle für beliebige andere Zwecke verwenden. Erst wenn die Bearbeitung der Objekte zusätzliche Attribute erfordert, muss die Datenbank erweitert und zusätzliche Masken programmiert werden. In der Regel sind an einem Standort nur wenige Objekte erfasst, so dass man mit einem Blick einen Überblick bekommt. Wird die Liste einmal zu lang, lässt sie sich nach unterschiedlichen Kriterien verkürzen.

Eine lockere Anbindung des QGIS an das Kataster erlaubt es, das Programm ausgehend von einem Standort zu starten. Bei diesem Aufruf wird dem QGIS-PlugIn "zoom-to-point" über zwei Umgebungsvariablen der Rechts- und Hochwert des Standortes übergeben. Dadurch ist es möglich, mit wenigen Klicks zu einem Standort zu navigieren. Das QGIS-Projekt, das hierbei zur Anwendung kommt, wird von einer Vorlage auf den lokalen Rechner kopiert und kann hier, abhängig von den Anforderungen und Fähigkeiten des/der einzelnen Sachbearbeiters/Sachbearbeiterin, modifiziert werden.

Wenn Rechts- und Hochwerte aus der Karte abgegriffen und in einen Standort oder Messstellendatensatz eingetragen werden sollen, so ist dies über das Tool "Koordinaten aufnehmen" und die Zwischenablage möglich. Neben dem o. g. PlugIn "zoom-to-point" gibt es noch zwei weitere eigene PlugIns für QGIS bei der Stadt Bielefeld die im Grunde ebenfalls von diesem abgeleitet sind. Das eine ermöglicht die Navigation zu einem Standort direkt im QGIS. Hier wird auf eine zentrale Datenbank zugegriffen, die regelmäßig aktualisiert wird und sämtliche Standorte der Stadt Bielefeld enthält. Das zweite bietet die Möglichkeit zu einem beliebigen Flurstück zu navigieren und benutzt die selbe Datenbank.

Seit dem Umstieg auf die PostgreSQL/PostGIS Datenbank Anfang diesen Jahres, wurde diese in "fisumwelt", was für Fach-Informations-System-Umwelt steht, umbenannt. Neben dem Schema "auik", in dem die Sachdatenhaltung des Katasters stattfindet, gibt es in dieser Datenbank ein Schema "gis" für Geoinformationen. Hier ist z. B. der gesamte Kanalbestand, die Wasserschutzgebietsgrenzen, Altlastenverdachtsflächen, Zuständigkeitsbereiche usw. gespeichert. Da unser Katasteramt eine Vielfalt von Karten als WMS zur Verfügung stellt, ist es nun auch wenig geübten Benutzern möglich, ein QGIS-Projekt mit Hintergrundkarten und Fachdatenebenen zu erstellen. Ein weiteres Schema mit dem Namen "oberflgw" ist mittlerweile hinzugekommen. Hier werden die Daten zur Bearbeitung der Einleitungen und Bauwerke in Oberflächengewässern gespeichert. Sobald das Programm "AquaInfo", das bei uns zur Erfassung der Grundwassermessstellen, Trinkwasserbrunnen und Sondierungen eingesetzt wird, die PostgreSQL Datenbank unterstützt, werden auch diese Informationen hier abgelegt und damit über die gleiche Schnittstelle im QGIS verfügbar sein.

Durch die gemeinsame Datenhaltung von Sach- und Geographiedaten sind nicht nur räumliche Abfragen wie: "Welche Heizöltanks liegen in Wasserschutzgebieten" sehr einfach, man kann auch Datensätze aufgrund ihrer Lage manipulieren. So wurden alle Standortdaten mit Informationen über die Zugehörigkeit zu einem Entwässerungsgebiet und VAwS-Bezirk ergänzt.

Nähere Informationen erhalten Sie bei gerd.genuit@bielefeld.de. Der Quellcode kann unter http://wald.intevation.org/projects/auik/ heruntergeladen werden. Hier wird auch in Kürze eine Webseite zu dem Projekt entstehen.